Der Verein Freie Soziale Dienste zwischen Elbe und Weser e.V. arbeitet seit 1991 in der ambulanten Krankenpflege, seit 1997 in der Tagespflege und unterhält seit 2005 ein ambulant betreutes Wohnen. Im Folgenden wird die Konzeption des Tagespflegehauses dargestellt.
Die Unterstützung, Betreuung und Begleitung von alten Menschen stehen dabei im Vordergrund. Ratsuchende sind einerseits diese selbst und anderseits
Familienangehörige, die zu Hause ihre hilfebedürftigen Partner oder Eltern pflegen.
Aus dieser Arbeit hat sich die Erkenntnis ergeben, dass Altenhilfe immer zwei Zielgruppen haben muss: die alten Menschen und ihre Angehörigen.
Die Freien Sozialen Dienste verstehen ihr Ziel und ihren Auftrag unter anderem in der Entwicklung neuer Projekte vor dem Hintergrund der Erfahrung, dass das Netz herkömmlicher sozialer Hilfen für
hilfebedürftige ältere Menschen nicht ausreicht. Während der mehrjährigen Arbeit des Vereins ist deutlich geworden, dass
Das Tagespflegehaus ist eine Einrichtung, in der hilfebedürftige Menschen tagsüber aufgenommen werden. Es
bietet ihnen Kontakt mit anderen Menschen, Förderung, Pflege und rehabilitative Maßnahmen. Pflegende Angehörige werden dadurch entlastet bzw. – gerade durch das Tagespflegehaus – erst in die Lage
versetzt, die Pflege über einen längeren Zeitraum zu übernehmen. Tagespflegehäuser können Alten- oder Pflegeheime nicht vollständig ersetzen. Die Bedingungen in einem Tagespflegehaus können aber die
Übersiedlung in ein Altenheim häufig verzögern oder ganz vermeiden.
Aussage über Entwicklung Demenz-Erkrankungen im deutschsprachigen Raum: Die zunehmende Alterung der Bevölkerung im Rahmen einer niedrigen Geburtenrate und einer weiterhin steigenden Lebenserwartung
führt zu einer erheblichen Zunahme an Demenz-Erkrankungen in den nächsten Jahrzehnten. Eine Steigerung
§ der 75 – 79jährigen 7 %
§ der 80 – 84jährigen 13 %
§ der 85 – 89jährigen 23 %
Die Gruppe der 90jährigen ist bereits zu einem Drittel alltagsrelevant dementiell
erkrankt.
Da in Zukunft die höchsten demographischen Zuwächse im Sektor der Höher-
und Hochaltrigen zu verzeichnen sein werden, werden wir in naher Zukunft eine Situation vorfinden, auf die weder unser Gesundheitswesen im stationären und ambulanten Bereich noch unsere sozialen
Sicherungssysteme vorbereitet sind.
Die volkswirtschaftlichen Dimensionen der Entwicklung werden selten ehrlich benannt.
Tatsache ist, dass ca. 80 % der Demenzkranken von ihren Angehörigen versorgt werden. Die Zahl der allein
lebenden alten Menschen steigt und die Zahl der jüngeren Menschen nimmt ab. Somit verringert sich auch die Möglichkeit familiärer Betreuung alter kranker Menschen. Die Bereitschaft und Verfügbarkeit
dieser Hilfsstruktur nehmen in unserer Gesellschaft ab. Die familiären und nachbarschaftlichen Hilfsnetze werden schwächer und sind schon lange kein Tragegerüst mehr. Dieses ist die größte
Herausforderung, die unsere Gesellschaft lösen muss. Hier sind Anforderungen und Anstrengungen nicht nur an Politiker sondern an jeden Einzelnen gestellt.
Die Tagespflege-Erfahrungen zeigen deutlich ihre Notwendigkeit und die Entlastungsmöglichkeiten solcher
Einrichtungen. Tagespflegehäuser gehören zum Versorgungsnetz für ältere, hilfebedürftige Menschen.
Das TPH kann seine Aufgabe nur erfüllen, wenn es Teil eines Netzwerkes von ambulanten Versorgungsmöglichkeiten ist, die pflegerische Hilfen für morgens, abends und am Wochenende gewährleisten. Nur so kann ein allein lebender hilfebedürftiger Mensch in die Lage versetzt werden, die teilstationäre Einrichtung des TPH in Anspruch zu nehmen. Auch für die betreuende Familie muss es möglich sein, neben dem TPH ambulante Dienste in Anspruch nehmen zu können (z. B. wenn sie während ihres Urlaubs eine Verhinderungspflege oder Kurzzeitpflege für ihren hilfebedürftigen Angehörigen braucht).
Es ist unerlässlich, die Angehörigen in ihren Pflegebemühungen dadurch zu unterstützen, dass die Pflegeverantwortung geteilt wird. Das TPH will aber keine Einrichtung sein, in der man alte Menschen einfach „abgeben“ kann. Bedingung für die Aufnahmen eines Gastes ins TPH ist daher die Bereitschaft der Angehörigen, mit dem Betreuungspersonal kontinuierlich Kontakt zu halten (z. B. an der regelmäßig stattfindenden Angehörigengruppe teilzunehmen oder sich in Einzelgesprächen mit der Leitung des TPH über die Betreuung des Angehörigen auszutauschen).
Das TPH will seine Gäste in allen Bereichen unterstützen, in denen sie Hilfe nötig haben: körperlich, geistig – emotional und sozial. Die Betreuung im TPH verfolgt nicht das Ziel einer bloßen Versorgung, sondern will seine Gäste darin unterstützen, mit allen ihren Fähigkeiten aktiv zu bleiben. Dazu dient (neben speziellen Trainingsprogrammen) auch das Zusammenleben im TPH selbst, indem es Kontaktmöglichkeiten, Tagesstrukturierung und Aktivitäten zur Befriedigung von geistigen und sozialen Bedürfnissen anbietet. Sehr viele ältere Menschen, die in Einsamkeit und Isolation leben, erwarten, dass Kontakte und Hilfeleistungen von außen an sie herangetragen werden (passiv, „Bringe- Struktur“). Das TPH ermöglicht den Kontakt zu anderen Menschen, hebt die Einsamkeit durch eine gemeinsame Tagesstruktur auf und ermuntert in einem schützenden Rahmen zu eigenem Handeln (aktiv, „Komm-Struktur“).
Das Angebot des TPH ist für Menschen, die
Das TPH ist für 18 Besucherplätze konzipiert. Nach der ersten Anfrage findet ein intensives
Beratungsgespräch im TPH oder wenn erwünscht, im häuslichen Umfeld statt.
Danach besteht für den hilfebedürftigen Menschen die Möglichkeit, das TPH einen Tag lang probeweise
zu besuchen. In dieser Zeit kann er, ebenso wie die Mitarbeiter/innen, überprüfen, ob das TPH das angemessene Angebot für ihn darstellt.
Die Entscheidung über die definitive Aufnahme liegt bei dem Mitarbeiter/Innen-Team des TPH: Der
Tagespflegevertrag, der dann unterzeichnet wird, schreibt die Rechte und Pflichten des Gastes und der Einrichtung fest. Wenn der Aufenthalt im TPH für den Gast selbst oder für die Gruppe wegen
unerwarteter Veränderungen nicht mehr tragbar ist, hat das TPH das Recht, den Besuchervertrag notfalls auch fristlos kündigen.
Bedingung für die Aufnahme ist die Bereitschaft der Angehörigen, regelmäßig Kontakt zu TPH zum
halten (durch Besuch der Angehörigengruppe oder durch Einzelgespräche).
Die Räume des TPH liegen in der unteren Etage in einer älteren Villa mit einer Gesamtfläche von
300 qm. Im Erdgeschoß befindet sich die Tagespflege mit 137,20 qm.
Durch die räumliche Trennung der unteren Etage zu den oberen Räumen ist eine effektive und
zielgruppengerechte Arbeit durchführbar; die Tagespflege-Gäste werden nicht in ihrem Tagesablauf und ihren Gruppenaktivitäten gestört.
Zwischen 7.00 und 10.00 Uhr werden die TPH-Gäste mit einem behindertengerechten Bus von zu Hause abgeholt. Mit dem gemeinsamen Frühstück beginnt der Tag im TPH. Das Mittagessen wird gemeinsam zubereitet – in dem Maß, wie sich unsere Gäste an der Vor- und Zubereitung beteiligen können, um auf diese Weise ihre Kompetenz und Koordinationsfähigkeit bei der Durchführung von Alltagsverrichtungen zu erhalten. Die Zubereitung des Essen fördert den Erhalt der Feinmotorik.
Des Weiteren werden Spiele gespielt die das Gedächtnis fördern, es wird musiziert oder geturnt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und der notwendigen Mittagsruhe wird gespielt, getanzt, erzählt, gefeiert usw. Es werden Spaziergänge unternommen und die TPH-Gäste werden individuell gefördert. Nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee nebst Kuchen werden unsere Gäste wieder nach Hause in ihr gewohntes Umfeld gebracht.
Für die Arbeit im Team ist die Einstellung kompetenter Kräfte unerlässlich. Das Tagespflegehaus beschäftigt Altenpfleger/Innen, Krankenschwestern, eine Dipl.-Psychologin, Pflegehilfskräfte, Reinigungskräfte sowie Bürofachkräfte in der Verwaltung. Zeitweise leisten junge Männern im TPH ihren Zivildienst ab. Weiterhin finden regelmäßige Einsätze von Altenpflegeschüler/innen statt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des THP erhalten regelmäßig Supervision.
Unter dem Leitgedanken der ganzheitlichen aktivierenden Betreuung will das TPH seinen Gästen
möglichst umfassend gerecht werden, d. h. ihre Bedürfnisse auf der körperlichen, geistig-emotionalen und sozialen Ebene berücksichtigen und ihre eigenständigen Möglichkeiten
fördern.
Durch Anregung und gezieltes Training sollen die körperlichen, geistig-emotionalen und sozialen
Fähigkeiten der TPH-Gäste erhalten, bzw. soweit wie möglich zurück gewonnen werden.
Das tägliche Zusammensein mit verschiedenen Menschen unterschiedlicher Generationen, der
strukturierte Tagesablauf und der regelmäßige „Szenenwechsel“ zwischen TPH und häuslicher Umgebung enthalten bereits in sich viele stimulierende und fördernde Elemente.
Darüber hinaus wird das Konzept der ganzheitlichen Betreuung durch folgende Angebote im TPH
verwirklicht:
Natürlich dürfen diese Programmpunkte nicht als ein zwanghaftes Schema verstanden werden, das die Gäste einem unangemessenen Aktions- und Leistungsstress aussetzt. Die Angebote müssen jeweils den Bedürfnissen und Möglichkeiten der gesamten Gruppe und des einzelnen Gästes so angepasst werden, dass sie mit Lust und Lebensfreude durchgeführt werden können und das Wohlbefinden der Beteiligten fördern.
Das TPH verfügt über genügend Fachpersonal, so dass es die tägliche medizinische und pflegerische Betreuung
der Gäste fachgerecht durchführen kann. Das Fachpersonal des TPH kann demnach – in detaillierter Absprache mit den behandelnden Ärzten – den einzelnen Besuchern die täglich notwendigen Medikament
verabreichen, Verbände anlegen bzw. wechseln und andere krankenpflegerische Verordnungen durchführen. Diätverordnungen werden im Speiseplan berücksichtigt.
Verordnungen wie Massagen, Krankengymnastik, logopädische Übungstermine u. a. können vom TPH aus wahrgenommen
werden (indem die Patienten in die entsprechenden Praxen begleitet werden oder Therapeuten in das TPH kommen). Auf der Basis ihres täglichen engen Kontakts mit den Gästen können die Pflegekräfte des
TPH auch Anregungen geben, welche pflegerischen und rehabilitativen Maßnahmen ins Auge gefasst werden sollten. In Abständen von ca. 8 Wochen kommt eine Fußpflegerin ins TPH, jedem TPH-Gast steht es
frei, dieses Angebot zu nutzen.
Schwere motorische Behinderungen wie z. B. Rollstuhlabhängigkeit stellen normalerweise kein Problem dar, das
der Aufnahme ins TPH im Wege stehen müsste. Ebenso ist Inkontinenz kein Hinderungsgrund. Sobald zwischen Personal und Gast eine Sprachregelung gefunden ist, die Peinlichkeits- und Schamgefühle
überflüssig macht, lassen sich Inkontinenzprobleme oft schon mildern; außerdem werden im THP bei Bedarf Blasentraining und spezielle Beckenbodengymnastik durchgeführt.
Das TPH legt großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten. Auch Besuche der Patienten in
den Praxen ihrer Ärzte sind vom TPH aus möglich; besonders begrüßenswert ist es allerdings, wenn umgekehrt die Ärzte ihre Patienten im TPH aufsuchen.
Bei Vorliegen der Voraussetzungen kann die finanzielle Belastung für den einzelnen Besucher
dadurch gemildert werden, dass die Zahlung von Pflegegeld in Anspruch genommen wird – sei es von der Krankenkasse (bei Schwerstpflegebedürftigkeit) oder vom Sozialamt. Außerdem erstatten einige
Versorgungsträger (Pensionskassen, Rentenkasse für Kriegsopfer, Beamtenbeihilfe usw.) die Kosten ganz oder teilweise. Die Mitarbeiter der TPH sind gern dabei behilflich, die Möglichkeiten einer
Kostenerstattung abzuklären und die entsprechenden Anträge zu stellen.
Alzheimer-Gesellschaft Cuxland e.V.
Aus den Erfahrungen, die wir durch die Betreuung von Alzheimer-Patienten im Tagespflegehaus machen,
ist im Herbst 2003 der Verein „Alzheimer-Gesellschaft Cuxland e.V.“ entstanden. Die Aufgabe des Vereins ist es, den Angehörigen der TPH-Gäste hilfreich zur Seite zu stehen sowie die Öffentlichkeit
über die Alzheimer Krankheit zu informieren. An jedem 2. Mittwoch des Monats treffen sich in den Räumen des Tagespflegehauses Vereinsmitglieder, deren Angehörige und alle die Interesse
haben
Konzept erstellt durch: Monika Kirsch (Dipl. Psychologin)